Sprache: Englisch Deutsch

Zurück zur Archivauswahl | Zurück

50 Jahre Mercedes 190 SL

Grace Kelly und Frank Sinatra machten ihn in Hollywood zum Leinwandstar, Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr fuhr ihn 15 Jahre lang: einen Mercedes 190 SL. Der elegante Tourenwagen lief 1955 zum ersten Mal vom Band. Heute ist der Oldtimer Kult.

Stuttgart, 15.06.2005
Vor 50 Jahren fuhr bei Mercedes-Benz in Stuttgart das erste serienmäßige Exemplar eines Roadsters vom Band, der gleich zweimal Geschichte schrieb: der 190 SL. Der kleine Bruder des bereits legendären 300 SL Flügeltürers entwickelte sich gegen alle anfänglichen Bedenken rasch zum Traumwagen der 50er Jahre. Und er wurde der Uhrahn eines neuen Mercedes-Roadsters, der mehr als vierzig Jahre später die Herzen wieder schneller schlagen ließ. Denn 1996 bekamen die etablierten Modelle der SL-Klasse wieder einen faszinierenden kleinen Bruder, die SLK-Klasse. Sportliches Talent, atemberaubendes Design und ein voll versenkbares Stahldach, das die Qualitäten und die Eleganz eines Coupés mit dem unvergleichlichen Freiheitsgefühl eines offenen Sportwagens ideal verband, verliehen auch den legitimen Nachfolgern des 190 SL Traumwagen-Eigenschaften; das belegen die Verkaufszahlen. Für die Modelle der ersten Generation der SLK-Klasse begeisterten sich in sieben Jahren Produktionszeit bereits 308 000 Käufer. Und von der aktuellen SLK-Klasse lieferte Mercedes-Benz seit dem Verkaufsstart im März 2004 weltweit bereits rund 72 000 Modelle aus – 21 Prozent mehr als im besten Jahr des Vorgängermodells.

Die Geburt des SL-Mythos à la Mercedes-Benz fand in New York statt. Dort präsentierte die Stuttgarter Automobilmarke im Februar 1954 auf der "International Motor Sports Show" gleich zwei der heute längst legendären SL-Modelle: Das Flügeltürer-Coupé 300 SL und den offenen 190 SL.

Der 300 SL begeisterte das Publikum mit seinen markanten "Gullwings" und den Leistungen eines reinblütigen Rennsportwagens. Der 190 SL hingegen begründete die Roadster-Tradition der Stuttgarter Automobilmarke, denn er stellte sich den New Yorkern bereits als Open-Air-Sportwagen mit Faltverdeck vor – und er entzückte das amerikanische Publikum von Anfang an. Als eleganter Sportwagen aus renommiertem Hause mit aufregendem Design und attraktivem Preis erfüllte er seine automobilen Wünsche perfekt. Auch in Europa reagierte die Fachwelt begeistert auf diesen ersten Auftritt des kleinen Bruders des hochkarätigen 300 SL. Schließlich ähnelte er ihm stark und profitierte so von dessen auf den Rennstrecken erworbenem Mythos.

Ein Rennsportwagen wollte der 190 SL allerdings nicht sein. Viel eher sahen ihn die Produktentwickler bei Mercedes-Benz als eleganten und schnellen Tourenwagen, der sich auch im Alltag als Gebrauchsfahrzeug bewegen lässt.

"Wunschtraum für Tausende"

In dieser Rolle akzeptierte auch das Publikum den 190 SL. Als die Serie des Roadsters schließlich Mitte 1955 anlief, fasste die "Motorrundschau" treffend zusammen, was viele über den 190 SL dachten: "Der Wunschtraum für Tausende, für die der 300 SL unerreichbar ist."

Der 190 SL faszinierte vor allem durch seine optischen Eigenschaften. Noch heute gilt das Design als eines der gelungensten der ganzen Automobilgeschichte und steht dem in den Grundproportionen und vielen Details ähnlichen 300 SL nicht nach. Der Fahrer oder die Fahrerin blickten über die lange, niedrige Motorhaube auf die Fahrbahn. Vollständig versenkbare Seitenscheiben gewährten Rundumsicht und boten ungetrübtes Open-Air-Vergnügen. Die großen Instrumente lagen perfekt im Blickfeld. Das gesamte Ambiente vermittelte reines Sportwagengefühl. Das Fachblatt "auto motor und sport" lobte auch das Roadster-Verdeck: Es sei "von einer Güte, wie es außer in Sindelfingen nur noch an wenigen Orten der Welt gefertigt wird. Der jederzeit mögliche schnelle Wechsel zwischen offenem und geschlossenem Fahren ist ein großer Vorzug des 190 SL."

Bewährte Technik für sportlichen Fahrspaß

Das änderte sich auch nicht, wenn der 190 SL in Bewegung gesetzt wurde. Die Basis für den Mercedes-Roadster bildete die Limousine des Typs 180. Obwohl das Gesicht des 190 SL wie das etwas verkleinerte Abbild des 300 SL wirkte, hatte er keinen aufwändigen Gitterrohrrahmen, sondern die außerordentliche verwindungssteife Rahmenboden-Anlage der Limousine als Rückgrat. Die von Rennwagen übernommene aufwändige Eingelenk-Pendelachse mit tief gelegtem Drehpunkt sorgte für hervorragende Bodenhaftung und bot damit die besten Voraussetzungen für eine weit überdurchschnittliche Straßen- und Kurvenlage. Auch die Vorderradaufhängung einschließlich des Fahrschemel-Konzepts stammte von den Modellen 180 und trug im 190 SL ebenfalls zum damals hoch gelobten Fahrverhalten bei, das durchaus sportlichen Charakter zeigte.

Unter der langen Motorhaube arbeitete ein neu entwickelter Vierzylinder mit 1,9 Liter Hubraum, oben liegender Nockenwelle und zwei Horizontal-Stufenvergasern. Das Triebwerk leistete bei einer Verdichtung von 8,5: 1 kräftige 105 PS. Damit erreichte der Zweisitzer eine Geschwindigkeit von deutlich über 170 km/h und beschleunigte etwa in 14 Sekunden von null auf 100 km/h.

Lieferbar war der 190 SL von Anfang an als Roadster mit Stoffverdeck sowie mit abnehmbarem Hardtop, wahlweise mit oder ohne Verdeck. Außerdem gab es als Sonderausstattung zunächst noch eine Ausführung für den Sporteinsatz mit leichteren Seitentüren mit Armausschnitt, demontierten Stoßstangen sowie einem kleinen Plexiglasschild vor dem Fahrer, das die Windschutzscheibe ersetzte. Die Oberste Nationale Sportkommission (ONS) genehmigte diese Sportversion nicht. Deshalb wurde sie im März 1956 gestrichen. Das bedeutete zwar das Ende einer möglichen Sportkarriere für den 190 SL in Europa, aber 1956 belegte er beim Großen Preis von Portugiesisch Mação den zweiten Platz und wurde Klassenbester. 1958 errang er den Klassensieg bei der Hongkong-Rallye. Sportliche Meriten verdiente sich der 190 SL schließlich auch noch, nachdem ihm 1961 ein Dieselmotor eingepflanzt wurde, mit dem er viele Dieselrekorde fuhr.

Produziert wurde der Mercedes-Benz 190 SL bis zum Jahre 1963. Wie beliebt und erfolgreich der Zweisitzer war, zeigen auch die Produktionszahlen: Zwischen Mai 1955 und Februar 1963 entstanden in Sindelfingen 25 881 Exemplare – weit mehr als seine Entwickler geplant hatten.

SLK-Klasse: Ein neuer Star unter den Roadstern

Vor diesem historischen Hintergrund war Jahrzehnte später die Überlegung nur folgerichtig, den etablierten Modellen der SL-Klasse wieder einen kleinen Bruder an die Seite zu stellen. Schließlich hatte Mercedes-Benz Mitte der Neunzigerjahre eine noch nie dagewesene Produktoffensive gestartet, der ein kompakter Roadster entscheidende Impulse geben konnte, indem er das sportliche Herz der Marke Mercedes-Benz betonte. So entstand die neue SLK-Klasse – sportlich, leicht und kompakt.

Damit hatte Mercedes-Benz erneut das Unerwartete getan und gezeigt, dass ein kleiner Roadster ein großes Maß an Fahrspaß bieten und gleichzeitig ein absolut ernsthaftes Auto in puncto Sicherheit und Qualität sein kann. Besondere Aufmerksamkeit weckte das voll versenkbare Variodach aus Stahl, das den SLK zum Ganzjahresauto ohne Wenn und Aber macht.

Zudem überzeugte der SLK durch andere Qualitäten. Beispiel Sicherheit: Zwei fest stehende Überrollbügel hinter den Sitzen übernehmen den Überschlagschutz und gewährleisten im Verbund mit den besonders stabilen A-Säulen jenes Höchstmaß an Sicherheit, das auch die offenen Mercedes-Fahrzeuge auszeichnet. Selbst die Optimisten bei Mercedes-Benz hatten mit dem hohen Beliebtheitsgrad des kompakten Roadsters nicht gerechnet. Anfangs wurden etwa 35 000 Einheiten pro Jahr als maximales Ziel angesehen. Aber bereits 1997 fuhren über 55 000 SLK-Modelle vom Band und zeitweise trug fast ein Drittel aller weltweit verkauften kompakten Roadster das Kürzel SLK. Bis zum Ende seiner Produktionszeit fanden insgesamt über 314 000 SLK-Modelle ihren Besitzer.

Seit 2004: Mehr Leistung, mehr Sicherheit, noch mehr Fahrspaß

An diesen Erfolg knüpft die zweite Generation SLK-Klasse an, die im Frühjahr 2004 an den Start ging – noch sportlicher, noch dynamischer und noch mehr Fahrspaß bietend. Bis heute fand sie weltweit bereits rund 72 000 Käufer – deutlich mehr als das Vorgängermodell in seinem Rekordjahr.

Dank leistungsstarken Motoren, neu entwickeltem Fahrwerk, direkter Lenkung und präziser Sechsgang-Schaltung zeichnet sich die zweite Generation der SLK-Klasse durch ein noch agileres Fahr-Erlebnis aus. Zudem baut der neue Roadster bewährte Stärken seines Vorgängers weiter aus – zum Beispiel durch ein weiterentwickeltes, Platz sparendes Variodach, durch noch innovativere Sicherheitssysteme und durch einzigartige Neuentwicklungen wie das Siebengang-Automatikgetriebe 7G-TRONIC oder die Kopfraumheizung AIRSCARF (Wunschausstattungen). Vier Modellvarianten der SLK-Klasse stehen zur Wahl: der Vierzylinder SLK 200 KOMPRESSOR, die V6-Modelle SLK 280 und SLK 350 sowie ein Achtzylinder von Mercedes-AMG.

Dynamisch ist auch die Formensprache des neuesten Mercedes-Roadsters. Mit formschönen Details wie der markanten Bugspitze, den Flügelprofilen in der Kühlermaske und der Doppelauspuffanlage, die an einen Rennwagen erinnern, betont das SLK-Design die Herkunft des Zweisitzers aus einem Hause mit großer Roadster-Tradition, die vor genau 50 Jahren begann.

Quelle: DC Media


07.09.2005, Benjamin, 0 comments

Zurück zur Archivauswahl | Zurück