Mercedes-Stern

Mercedes-Benz Modelle

Mercedes-Benz 200 - 500 (Baureihe 124) - ab 1993 E-Klasse

1985-1996

W 124   CLK  -  1985-1996

Vorgänger: W 123
Nachfolger: W 210 / W 208
Modelle: 200E-500E, 200D-300D Turbo 4Matic, E200-E500, E200 Diesel -E300 Turbodiesel 4Matic, E60 AMG
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Mercedes 200 - 500 (W 124): Treuer Weggefährte

Angesichts des Sinneswandels der Stuttgarter Nobelschmiede hinsichtlich der verarbeiteten Materialien trauern nicht wenige der alten E-Klasse, werksintern W 124 getauft, hinterher. Die jüngsten Exemplare dieser Baureihe sind allerdings mittlerweile schon fünf Jahre alt. Gehört der als solide bekannte Mittelklasse-Benz deshalb zum alten Eisen?

Die Technik
Viele bezeichnen die Limousinen und Kombis namens T-Modell als „letzte echte Mercedes'“. Kein billiger Kunststoff im Innenraum, sondern hochwertige Materialien, dazu ein unnachahmliches Schmatzen beim Schließen der Türen – das zeichnet die Fahrzeuge mit den Modellbezeichnungen 200 bis 500 auch nach Erreichen eines sechsstelligen Tachostandes aus.

Die 1985 eingeführte Baureihe wurde in knapp zwölf Produktionsjahren zweimal gründlich überarbeitet und erfuhr auch zwischendurch akribische Modellpflege. Die Modellvielfalt war riesig: Limousine, Kombi, Coupé und Cabrio, Benziner und Diesel mit und ohne Katalysator, Vier- bis Achtzylinder mit 72 bis 326 PS, Vier- und Fünfgangschaltung oder Automatik, Heck- und Allradantrieb – Grenzen gab es kaum. Typen ab Baujahr 1989 sind an den großflächigen Kunststoffseitenbeplankungen erkennbar, die Modelle nach 1993 am geänderten Kühlergrill mit dem auf der Motorhaube platziertem Stern. Bei diesen Fahrzeugen wanderte das E der Typenbezeichnung bereits vor die dreistellige Ziffer, die auch heute noch die Motorisierung verrät. Empfehlenswert ist der zuverlässige und anspruchslose 230er mit G-KAT und 132 PS, bei den jüngeren Fahrzeugen der E 220 mit 150 PS. Diese haben deutlich mehr Kraft als die mit dem schweren Schwaben überforderten Zweilitermotoren, verbrauchen aber kaum mehr und sind im Unterhalt bezahlbar. Standesgemäßer ist ein Sechszylinder, doch diese (ab 260) neigen zu exzessiver Kraftstoffvernichtung.

Ratsam ist ein Modell mit Automatikgetriebe, denn die bekannt hakeligen Schaltungen aus Stuttgart reduzieren den Fahrspaß erheblich und bremsen die guten Wiederverkaufschancen. Dieselfreunde sollten aufpassen, denn selbst für die hoffnungslos untermotorisierte Wanderdüne 200 D mit 72 oder 75 PS müssen ab 2001 pro Jahr weit über 1000 Mark Steuern bezahlt werden. Dafür gelten die behäbigen Selbstzünder aus Untertürkheim als absolut unverwüstlich. 400 000 km und mehr sind keine Seltenheit – was nach anfänglichen Schwierigkeiten die große Beliebtheit bei Taxiunternehmern erklärt. Auch der Rest des Autos ist wie für die Ewigkeit gemacht. Karosserie, Innenraum und Mechanik wirken solide wie nahezu nirgendwo sonst. Airbags und ABS gab es ab Modellstart gegen Aufpreis, die Stotterbremse wurde bereits 1988 serienmäßig. Auf Grund der hohen Aufpreise sind viele Modelle recht spartanisch ausgestattet.

Schwachstellen
Rost ist auch nach 15 Jahren kein großes Thema, abgesehen von den Wagenheberaufnahmen, die fast traditionell zeitig gammeln. Ärgerlich und auf die Dauer recht teuer, eben typisch Mercedes, ist der hohe Verschleiß der Bremsscheiben und -klötze. Schwammiges Fahrverhalten ist auf ausgeschlagene hintere Lenker zurückzuführen. Bei älteren Fahrzeugen hat auch die Lenkung häufig zu viel Spiel. Bei den T-Modellen sollten auch die Stoßdämpfer geprüft werden, denn bei malträtierten Lasteseln ist die Lebensdauer eingeschränkt und auch hier kostet Ersatz richtig viel Geld (um 1700 Mark). Positiv ist allerdings das hohe Kontingent an Austauschteilen im Mercedes-Altteilecenter. Die Motoren neigen zudem im fortgeschrittenen Alter zu Ölverlust. Ebenfalls beim TÜV bekannt ist die mangelhafte Funktionsfähigkeit der Feststellbremse. Diese ist per Fußraste zu betätigen und wird häufig außer Acht gelassen, weshalb sie irgendwann den Dienst quittiert.

Plus und Minus
Positiv sind hohe Zuverlässigkeit, sehr guter Fahrkomfort, geräumiger Laderaum (T-Modell), geringer Wertverlust, tadellose Verarbeitung
Negativ sind hohes Preisniveau, viele ausgelutschte Exemplare am Markt, vor Herbst 1986 Fahrzeuge ohne Kat
Die häufigsten Mängel: Wagenheberaufnahmen korrodiert, Feststellbremse defekt, Ölverlust am Motor, ausgeschlagene hintere Lenker, großes Spiel in der Lenkung

Motorenangebot:
200, 77 kW (105 PS)
200 E, 87 kW (118 PS)
220 E, 110 kW (150 PS)
230 E, 97 kW (132 PS)
260 E, 118 kW (160 PS)
280 E, 145 kW (197 PS)
300 E, 132 kW (180 PS)
300 E 24V, 162 kW (220 PS)
320 E, 162 kW (220 PS)
400 E, 210 kW (286 PS)
500 E, 240 kW (326 PS)
200 D, 53 kW (72 PS) bzw. 55 kW (75 PS)
250 D, 66 kW (90 PS)
250 D Turbo, 93 kW (126 PS)
300 D, 83 kW (113 PS)
300 D Turbo, 108 kW (147 PS)
Fettdruck: Kauftipp


Fazit
Mit der alten Mercedes-Mittelklasse bekommt man einen sehr treuen Weggefährten. Entscheidend ist ein überschaubares Vorleben, am besten mit Wartungsnachweis, denn auch die beste Konstruktion hält ohne Zuwendung nicht ewig. Also, Finger weg von neulackierten Ex-Taxen und Achthandgurken mit Tiefbett-Kreuzspeichenfelgen. Es gibt genügend gepflegte Exemplare, allerdings mitunter zu erschreckend hohen Preisen. Vor allem der beliebte Kombi (T-Modell) ist teuer. Ein empfehlenswerter E 220 T, Baujahr 1993, mit rund 120 000 km und wenigen Extras kostet locker noch 24 000 Mark (Stand: September 2000). Die Investition lohnt sich jedoch, denn ein solideres Fahrzeug mit hohem Fahrkomfort, guter passiver Sicherheit und langlebiger Technik gibt es wohl nirgendwo sonst.

Text: Copyright © 1996 – 2002 by FOCUS Online GmbH

 

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